Kaum zu glauben, vor gut fünf Jahren hat "DoctorS" die Frage in das Forum geworfen, "in welchen Dosierungen wird Glycerin sonst noch angewendet"? Er selbst hatte brav nach "Pflegiwiki" mit einer Dosierung von 1.7 % den ersten Versuch gestartet und war dann von der ausgebliebenen Wirkung mehr als enttäuscht. In der Folge kamen dann im Forum über die fünf Jahre hinweg mehr als 50 Vorschläge und Meinungsäusserungen zusammen.
Eine einheitliche Linie, eine überwiegende Meinung bildete sich nicht heraus, eher wurde recht kontrovers argumentiert. Den Vogel schoss "xenia36" ab, welche ihrem "Kliniksklaven" keck und wohl ohne mit der Wimper zu zucken, 33 Prozent verabreicht haben will. Glücklicherweise zeigte sich der arg gereizte Darmabschnitt reaktionsschnell und damit wesentlich klüger als die "Domina", sodass es bei einem halben Liter Einlauf blieb. Eher verharmlosernd berichtete auch "Klaus" über Japan, wo es in einschlägigen Filmen Sitte sein soll, Glyzerin unverdünnt eingespritzt zu bekommen. Den Satz "Glyzerin ist an und für sich nicht gesundheitsschädlich" würde "Klaus" wohl so ohne jeglichen Zusatz nicht mehr von Stapel lassen. Neben diesen beiden Haudegen, gab es aber eine starke, beharrliche Gruppe, die aus unterschiedlichen Überlegungen und Erfahrungen zur Zurückhaltung riet.
Zusammenfassend kann man im Nachhinein festhalten, dass man sich der Gefahren und der Risiken auch nach fünf Jahren nicht eigentlich bewusst war, es fehlte letztlich der überzeugende Nachweis.
In dieser unübersichtlichen Situation fasste sich Michael alias "Ygo" ein Herz und entschloss sich zu einem deftigen Selbstversuch. Man kann das "Ygo" nicht genug hoch anrechnen und darf dabei auch diejenigen einschliessen, die ihn in seinen kritischen Phasen unterstützt haben, als die Darmrebellion und die Blutungen nicht aufhören und aufhören wollten. Ein mutiges, hautnahes Beispiel kann eben unter Umständen mehr ausrichtem als ein Dutzend gescheiter Erklärungen. Höre, wer hören kann; lerne, wer lernen kann.
Es ist das Verdienst von Michael, vielen Interessierten durch seinen mutigen Selbstversuch die Augen geöffnet zu haben. Den Stier hat er bei den Hörnern gepackt und dabei selbst sein Fett abbekommen. Bleibt die Frage zurück, hätte man die ganze Erfahrung, Glyzerin gehört chemisch zur Gruppe der Alkohole und kann damit alles Andere als unbedenklich wirken, nicht billiger haben können?
Auf die Gefahr hin, als Klugscheisser (wie passend in dieser Situation!) dazustehen, möchte ich auf zwei Umstände hinweisen: 1) Es gibt eine Tabakverordnung, welche auch Wasserpfeifen einschliesst. Dort ist der Gehalt an Glycerin auf maximal 5 Prozent beschränkt. -- Ironie des Schicksals oder gibt es gar einen Zusammenhang: als "DoctorS" seine Frage nach der Dosiering von Glycerin stellte, da befasste sich gleichzeitig auch das BfR (Bundesamt für Risikobewertung) damit. Und auch beim unmittelbaren Anlass gab es eine Übereinstimmung zwischen Einlauf und Wasserpfeife: Es machten sich Kreise stark, die wollten den Glyceringehalt ebenfalls merklich heraufsetzen, zwecks erhöhter Wirkung.
Und wie hat das BfR gemäss Pressetext im August 2011 entschieden? Sie hat alle wissenschftlichen Untersuchungen herangezogen, bei denen es auch Tierversuche gab. Resultat: Bei Konzentration jenseits der gesetzlichen 5 Prozent kommt es zu Veränderungen des Zellepithels (oberste Schicht) und zu Reizungen der Schleimhäute bis hin zu Blutungen. Das ist genau das, was das menschliche Versuchskaninchen namens "Michael" am eigenen Leib schmerzlich erfahren musste. Da ist es zweitrangig, ob es sich um Nasen- oder Darmschleimshäute handelt. Beide sind empfindlich, sodass man ihnen nur deutlich begrenzt den Kitzel zumuten darf.