Im Kita-Alter ließ ich das Fiebermessen weitestgehend klaglos über mich ergehen - es war für mich gang und gäbe, das im Po gemessen wurde. Andere Meßmethoden waren mir - schon altersbedingt - nicht bekannt. Gleich nach der Messung machte mir meine Mutter bei Notwendigkeit Wadenwickel; Zäpfchen gab es zum Glück seltener.
Das änderte sich nachdem ich in die Schule gekommen war. Meine erste engere Freundschaft hatte ich damals nicht mit einem Jungen aus der Klasse sondern mit einem MÄDCHEN. Bald besuchte man sich gegenseitig und bald war auch mal jemand erkältet, zumal sie auch noch eine 1 Jahr jüngere Schwester hatte - wie das nun mal so ist. Jedenfalls kam ihre Mutter ins Zimmer und sie musste das Thermometer unter den Oberarm klemmen.
,,Das geht ja ziemlich locker zu bei Euch !", sagte ich zu beiläufig zu ihr.
,,Natürlich ! Ist das denn bei Euch zu Hause anders ?", fragte sie zurück.
,,Ähhmm..., nein; natürlich nicht !", bekam ich gerade noch so die Kurve, um möglicherweise peinliche Nachfragen zu vermeiden.
Von dem Moment an begann ich eigentlich immer zu murren, wenn es bei uns zu Hause hieß, das Fieber gemessen werden soll. Wenn ich dann vormittags, als die erste Messung des Tages bevorstand, vor der heimischen Wohnzimmercouch stand und mich zum Fiebermessen fertig machen sollte, habe ich oft gezögert.
Wenn meine Mutter das durch die offene Wohnzimmertür sah, rief sie immer : ,,Olli, jetzt mach aber hin, sonst kriegst du 'n Zäpfchen !"
,,Neiiin !", antwortete ich dann. ,,Zäpfchen find ich blöd !"
,,Dann zieh dir bitte die Hosen runter und leg dich hin; ich komme sofort !", rief sie aus der Küche zurück und fing an das Thermometer vorzubereiten.
Bei der abendlichen Messung - ich lag meistens schon im Bett - versuchte es meine Mutter auf andere Weise.
Wenn ich wieder vor der Messung murrte, sagte sie zu mir : ,,Komm wir messen jetzt nochmal schnell Fieber und danach lese ich dir deine Lieblingsgeschichte vor !"
Oder sie sagte : ,,Wenn du jetzt aufhörst, rumzumurren, kannst du noch etwas länger das Licht anlassen und noch ein bisschen in deinem Buch lesen."
Auf diese Weise hat sie mich eigentlich immer "rumbekommen".