Ich kann mich auch noch an die Schuluntersuchung erinnern, das war Anfang der 70er. Aber soweit ich mich erinnere, gab es bei uns nur eine einzige Schuluntersuchung und die war in der 1. Klasse im Frühjahr etwa ein halbes Jahr nach der Einschulung. Bei uns fand die Schuluntersuchung im Schulgebäude statt, da wurde ein Klassenzimmer dafür ausgeräumt und mit so Sichtschutzwände mehrere abgeteilte Bereiche angelegt. Da kamen der Amtsarzt, ein Zahnarzt und mehrere Schwestern waren da. Unsere Klasse war damals recht groß, fast 40 Schüler, darum wurden wir in 2 Gruppen aufgeteilt, die erste Gruppe die Mädels und die zweite Gruppe die Jungs, also an 2 Tagen hintereinander.
Einige Tage vor der Schuluntersuchung bekamen wir von der Lehrerin einen Zettel mit nach Hause, das war so ein mit Matrize kopierter DIN A5 Zettel mit so einem blauen Text darauf. Wir mussten zum Termin das Impfbuch und den ausgefüllten und unterschriebenen Zettel mitbringen, außerdem mussten wir Nüchtern kommen und durften bis nach der Untersuchung nichts Essen und Trinken.
Wir mussten dann auch in 4er Gruppen wie SchüchternerPatient schon sagte, zur Untersuchung gehen, welche im Prinzip auch genauso waren. Zuerst mussten wir uns bis auf die Unterhose ausziehen und auf einer Bank warten. Dann wurden wir einzeln der Reihe nach in die abgetrennten Bereiche gerufen. Das Fiebermessen fand bei uns im Po statt, außerdem wurde uns noch Blut abgenommen und wir mussten in ein Glas mit Schraubdeckel pinkeln. Größe und Gewicht wurde bestimmt, dann ein Sehtest, ein Hörtest gemacht und der Blutdruck wurde gemessen. Die Schwester prüfte auch mit einem Kamm, ob wir Kopfläuse haben, war damals noch weit verbreitet.
Dann ging es zuerst zum Zahnarzt, der schaute sich alles genau mit Spiegel und dem spitzen Hacken an. Danach ging es zum Amtsarzt, der schaute in den Mund, schaute die Augen an, schaute mit so einem Instrument in die Ohren und mit so einer Art Zange in die Nase. Dann tastete er den Knochenbau ab, wir mussten einige Schritte laufen, die Arme gerade ausstrecken und mit einem Bein abwechselt stehen. Dann wurden die Reflexe geprüft und nun folgte das Abhorchen von Herz und Lunge im Sitzen auf der Liege. Nun musste ich mich auf den Rücken hinlegen und er hat den Bauch gründlich abgetastet und abgehorcht. Dann musste ich wieder aufstehen, hinstellen und die Hose runter lassen. Er schaute sich die Geschlechtsteile zuerst nur an, dann wurde der Hoden abgetastet wobei ich husten musste. Dann musste ich mich umdrehen und runter beugen, er spreizte die Pobacken und schaute den After an, wobei ich etwas pressen musste wie zum Stuhlgang, vermutlich wegen Würmer, die hatten wir als Kinder in dieser Zeit öfter. Dann konnte ich die Hose wieder hoch ziehen. Da kam eine Schwester mit einer Nierenschale zum Arzt herein und stellte sie ab. Darin war eine Glaskolbenspritze, nochmal so ein Schraubglas, so ein roter dünner Gummischlauch und ein roter Gummikeil. Nun musste ich mich wieder auf die Liege setzen und bekam von der Schwester so eine Gummischürze um den Hals gebunden. Der Arzt nahm von einem Tisch so ein Glas mit einem seitlich weggehenden Röhrchen und einem Gummiball mit Schlauch daran in die Hand und sagte dass ich den Mund mal weit aufmachen soll. Er sprühte mir dann etwas Bitter schmeckendes in den Rachen, den Geschmack kannte ich vom Zahnarzt her. Die Schwester stellte sich hinter mich und hielt mir die Nierenschale vor die Brust. Dann sagte der Arzt dass ich jetzt noch einmal den Mund aufmachen soll und schön mitmachen muss, da nahm er den Gummikeil und steckte ihn mir in den Mund. Danach nahm er den roten Gummischlauch, fasste mit zwei Finger in meinen Mund und sagte dass ich jetzt den dünnen Gummischlauch runter schlucken muss, wobei er den Schlauch immer weiter in meinen Mund schob und ich schon etwas Würgen musste beim schlucken. Nun hat er die Spritze an den Schlauch gesetzt und irgend eine Flüssigkeit heraus gesaugt, die er in das Glas gegeben hatte. Danach hat er den Schlauch schnell wieder raus gezogen und mir den Gummikeil aus dem Mund genommen. Nach dieser Aktion ging es in den letzten Bereich, da gab es zwei Impfungen. Die erste Spritze in den Oberarm und die zweite Spritze dann in den Po. Danach war alles fertig und ich konnte mich wieder anziehen, bekam einen ausgefüllten Zettel und das Impfbuch wieder und konnte in die Klasse zurück gehen.
Damals wusste ich nicht warum ich den Schlauch schlucken musste, aber heute weis ich dass da das Nüchternsekret abgesaugt wurde zum Nachweis von Tuberkulose Bakterien. Darum mussten wir wohl Nüchtern zur Schule und vermutlich auch wegen der Blutprobe.
Aber ich habe keine Ahnung ob das mit dem TBC Test an allen Schulen so gemacht wurde und ob das auch bei anderen Jahrgängen so war. Ich weis auch noch dass es Mitte der 70er bei uns noch so ein TBC Reihentest mit einem mobilen Röntgenbus gab, da mussten wir alle hin zum Brust röntgen.