Ich denke, dass immer weniger Erwachsene Zäpfchen nehmen möchten.
Meist wird sofort panisch nach oralen Alternativen gefragt, wenn der Arzt
sie verschreiben möchte. Freiwillig wählen und bewusst nach Zäpfchen
fragen würde heutzutage kaum noch jemand.
Es herrscht ein Scham und eine Art Ekel davor, sich selbst etwas in den Darm
einzuführen. Selbst wenn ein rektal verabreichtes Medikament besser und
schneller wirken würde, wäre die Scham und der Widerwille der meisten
Menschen größer. Sie würden lieber zur vertrauten und "normalen" Medi-
kation in Form von Tabletten / Saft / Kapseln / Tropfen greifen.
Eigentlich seltsam, da heutzutage sexuell so viel ausprobiert wird und der
Intimbereich und die Analregion doch gut erforscht und vertraut sein sollten.
Ein Angstgefühl, Scham oder gar Ekel sollte eigentlich nicht bestehen.
Aber auch Zeitdruck und Pflichtbewusstsein spielen eventuell eine Rolle.
Es ist deutlich einfacher, schneller und "normaler" bei der Arbeit schnell
eine Tablette einzunehmen, als auf die Toilette zu gehen um sich ein Zäpfchen
einzuführen. Hier kommt dann wieder die Scham zu tragen "kriegt jemand
mit was ich tue" etc. da Zäpfchen eben nicht als ganz alltägliche Medikamente
angesehen werden wie Tabletten und Co.
Vielleicht spielen auch die Erinnerungen an die Kindheit und da erhaltene
Zäpfchen eine Rolle. Unschöne, schmerzhafte, erniedrigende, unangenehme
oder demütigende Erfahrungen tragen nicht dazu bei, dass ein Mensch diese
Art der Medikation beibehalten will.
Immer mehr Eltern möchten heutzutage auch keine Zäpfchen mehr verwenden.
Es wird schon im Säuglings- und Kleinkindalter auf Saft umgestiegen.
Auch die rektale Fiebermessung findet nur noch selten Gebrauch. Mund-, Ohr-,
Achsel und Stirn sind für die Kinder angenehmer und für die Eltern weniger
stressig.
Die Eltern wollen ihre Kinder nicht quälen, ihre Intimsphäre wahren und
ihnen Schmerzen, Scham und unangenehme Gefühle ersparen.
Im Prinzip natürlich sehr richtige, lobenswerte und unbedingt beachtenswerte
Grundsätze. Allerdings wird dadurch das Gefühl, dass Zäpfchen, rektales Fieber-
messen, Klistiere etc. tatsächlich etwas "schlimmes" sind und nichts ganz na-
türliches, normales, für das man sich nicht schämen muss weiter verstärkt.