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Aufrufe: 991 Created: 2022.01.06 Updated: 2022.01.06

Behandlung mit Leidenschaft

Zwischen Schmerz und Erfüllung

Beim ersten Zucken spüre ich deutlich die Nähe, als der feste Griff des Zahnarztes meinen Kopf einkeilt. Tiefer und tiefer frisst sich der Bohrstift und ich stöhne auf, als mich ein heftiger Schmerz durchjagt. "Ja, diese Karies ist leider noch tiefer als die von eben. Ich muss hier noch einiges kariöses Material entfernen!", bestätigt Dr. Timm meine tiefste Befürchtung. Er lässt kurz von mir ab und wenig später erfasst ein starkes Brummen meine Mitte. "Besser?", grinst er mich an streicht mir über die Wange. Ohne meine Reaktion zu beachten, umfasst er wieder meinen Kopf und versenkt den Bohrstift in meinem Zahn.

In mir tobt ein wilder Sturm. Ich weiß nicht, worauf ich mich konzentrieren soll. Das Brummen in meiner Mitte löst ungeahnte Gefühle aus, die durch dieses unvorhersehbare Ziehen regelmäßig unterbrochen werden. Wobei, werden sie unterbrochen oder verschärfen sie sich dadurch? Ich schließe die Augen und versuche mich auf die Erregung zu konzentrieren.

Plötzlich durchfährt mich erneut ein heftiger Schmerz, so dass ich mich aufbäume. Sofort verstummt die Turbine und ein strenger Blick trifft mich: "Stillhalten! Ich bin noch nicht fertig!" In meinen Augen sammeln sich Tränen. Wieder keilt Dr. Timm meinen Kopf ein und fährt mit der Behandlung fort. Die Turbine kreischt und frisst sich immer tiefer in die Kavität. Ich wimmere unter dem scharfen Schmerz auf, meine Fingernägel bohren sich in das weiche Polster des Behandlungsstuhls. Der strenge Blick und der feste Griff verhindern jedoch größere Bewegungen meinerseits. Ich fühle mich ausgeliefert. Auf der anderen Seite weiß ich, dass die Behandlung nötig ist und dass es jetzt ohnehin kein Zurück mehr gibt. Ich versuche mich auf das Brummen in meiner Mitte zu konzentrieren, seinen Duft einzuatmen, den festen Griff zu genießen. Wieder packt mich der scharfe Schmerz und ich zucke heftig zusammen. Die Turbine verstummt erneut und gleitet zurück in die Einheit. Er streicht, plötzlich ganz behutsam, eine Träne von meiner Wange: "Wirklich so schlimm? Genügt das kleine Ablenkungsprogramm nicht? Möchtest du eine Betäubung?" Ich nicke, dankbar für das Angebot und diese kleine Erholungsphase. Er rollt zum Schrank hinüber und schiebt die Zylinderampulle in die Spritze.

Mit einem geschickten Griff wird der Kofferdam zur Seite geschoben und ich spüre den Einstich der dünnen Kanüle und den Druck des eingespritzten Anästhetikums. Vorsichtig massiert sein Finger die Einstichstelle und verteilt das Mittel. Ich schmecke die Latexhandschuhe.

Endlich kann ich mich ein wenig entspannen. Wieder spannt er den Kofferdam auf und rollt hinter mich. Seine Hände greifen rechts und links an meinen Kopf und beginnen in Höhe des Kiefergelenks zu massieren. Der Kofferdam verhindert zwar ein vollständiges Schließen, jedoch kann ich zumindest ein bisschen entspannen. Augenblicklich wird mir das Brummen in meiner Mitte wieder gewahr. Ich schließe die Augen und genieße das aufsteigende Kribbeln und die wohltuende Massage...

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Dentalfan42 Vor 2 Jahre