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Aufrufe: 1231 Created: 2021.10.29 Updated: 2021.10.29

Der Zwangszahnarzttermin

Die Diagnosen

"Jetzt den Mund schön weit aufmachen, damit wir sehen, was sich in den 11 Jahren alles getan hat."

Zögerlich öffnete Juliane den Mund ein wenig, doch das reichte der Zahnärztin schon, um den Spiegel und die Sonde einzuführen und ihren Mund weiter zu öffnen.

“Oh, da hat es aber jemand ein bisschen zu gut gemeint mit der Zahnseide, nicht wahr?”, bemerkte Dr. Schmidt und fuhr mit der Sonde am Zahnfleisch der oberen Schneidezähne entlang.

“Mmh”, ließ es Juliane zusammenzucken. Zu ihrer Erleichterung beließ es die Zahnärztin aber dabei:

"So, dann starten wir doch gleich Mal unten links…ah, Sie haben ihre Weißheitszähne noch… die sind aber ein wenig schräg eingewachsen.

Ja… und wie Sie sicherlich sehen, ist dieser auch kariös.", stellte sie fest während sie begann in dem Zahn herumzustochern.

Ein heftiges Ziehen fuhr durch Julianes ganzen Körper, sie kniff die Augen zusammen und ihre Hände krallten sich in den Armlehnen fest.

Die Zahnärztin bemerkte dies: “Frau Egger, Sie müssen sich schon angucken, was mit ihren Zähnen passiert ist, dafür ist doch die Kamera extra da.”, belehrte Dr. Schmidt sie herablassend.

Juliane fühlte sich behandelt wie ein kleines, ungehorsames Kind und nahm sich fest vor, der Zahnärztin nicht noch mehr Genugtuung zu geben.

Dr. Schmidt machte unablässig damit weiter, die Zähne ihrer Patientin zu kontrollieren und nahm sich auch nicht zurück, sie wissen zu lassen, dass sie selbst dafür verantwortlich war.

“Da haben wir noch ein Loch”, stellte sie mit einem Schnalzen fest, "die Karies ist hier zwischen den Zähnen, sehen Sie? Das passiert nur, wenn man keine Zahnseide benutzt.

Juliane saß inzwischen total verkrampft auf dem Stuhl und blickte gezwungenermaßen auf den Monitor. So langsam stiegen ihr die Tränen in die Augen, sowohl durch die Schmerzen, als auch durch die Demütigung.

Sie hatte inzwischen aufgehört zu zählen, wie viele Probleme die Zahnärztin schon gefunden hatte.

Müsste sie sich das gefallen lassen? Sie würde einfach bei der nächstbesten Gelegenheit aufstehen und gehen.

“Aah”, ein stechender Schmerz ließ sie aus ihren Gedanken hochschrecken, diesmal im Oberkiefer auf der rechten Seite, aber anstatt es dabei wie vorher zu belassen, stocherte die Zahnärztin weiter darin herum.

“Mmh”, stöhnte Juliane unwillkürlich auf und versuchte, ihren Kopf wegzudrehen.

“Schön stillhalten sonst kann ich nicht arbeiten. Ich muss feststellen, ob der Nerv hier schon mitbetroffen ist.”

Ein paar schmerzhafte Sekunden später, die Juliane wie Stunden vorkamen, ging die Zahnärztin endlich zum nächsten Zahn über.

An diesem war das Kratzen nur etwas unangenehm. Und endlich, endlich nahm sie die Instrumente aus ihrem Mund und rollte mit dem Stuhl ein wenig zurück.

“Also, ich habe ja häufiger Fälle wie Sie, die seit Jahren nicht mehr beim Zahnarzt waren, aber so schlechte Zähne habe ich schon lange nicht mehr gesehen.”

Bevor Juliane irgendwas erwidern konnte, wurde das Röntgengerät vor ihrem Mund positioniert.

“So, einmal hier draufbeißen.”

Ehe sie wusste, wie ihr geschah, waren auch schon Röntgenaufnahmen von ihrem Kiefer gemacht worden. Diese wurden auch sogleich auf dem für sie einsehbaren Monitor angezeigt.

"So, da sehen wir auch schon die zahlreichen Problemzonen. In Ihrem Unterkiefer sind insgesamt acht Zähne kariös, im Oberkiefer sind es elf.

Ein paar davon sind noch recht oberflächlich, aber bei anderen sehen wir, dass die Karies schon tief durch das Dentin bis zum Nerv vorgedrungen ist.", erklärte die Zahnärztin während sie auf die verschiedenen Zähne auf den Aufnahmen zeigte.

“Na, dann wollen wir Mal. Wie Sie sehen, haben wir ja noch einiges vor heute.”, sagte sie und nahm schon wieder Spiegel und Sonde zur Hand.

“Aber…was?”, stammelte Juliane, “das ist doch heute nur ein Kontrolltermin!”

“Nein, wie kommen Sie denn darauf? Ihre Versicherung hat mir Ihren Fall geschildert. Sie haben ihre Termine immer wieder nicht eingehalten. Warum sollte ich Ihnen jetzt glauben, dass Sie zum nächsten Termin erscheinen?”

“Aber… nein! Ich willige nicht ein.”

“Wenn Sie jetzt gehen, muss ich das Ihrer Krankenkasse melden. Sich den Behandlungen zu entziehen wird genauso gewertet, wie gar nicht zu erscheinen.” erklärte Dr. Schmidt süffisant.

Juliane Begriff die Aussichtslosigkeit ihrer Lage. Sie würde die Behandlungen wohl oder über über sich ergehen lassen müssen. Hoffentlich würde es nicht so schmerzhaft werden, wie die Untersuchung bisher.

"Wir beginnen wieder unten links. Damals wurde Ihnen sicherlich gesagt, dass die Weißheitszähne bei Ihnen gezogen werden sollten, weil diese häufig Probleme bereiten, aber da sie jetzt durchgekommen sind, müssen Sie wohl die Konsequenzen tragen.

Auf dem Röntgenbild ist zu sehen, dass die Karies bereits bis ins Dentin vorgedrungen ist. Wir werden dann beim Aufbohren sehen, ob der Nerv auch betroffen ist. So, jetzt den Mund wieder weit aufmachen.", befahl die Zahnärztin und kontrollierte den von Karies zerfressenen Weißheitszahn ein weiteres Mal. Sie legte den Spiegel und die Sonde weg und Griff zu einer Spritze, die sie sogleich mit dem Betäubungsmittel aufzog.

Juliane versuchte sich zu beruhigen: Ein Zahnarztbesuch war für andere Menschen Etwas ganz alltägliches. So schlimm würde es schon nicht werden.

Die Nadel stach in ihr Zahnfleisch und sofort krallte sie sich wieder an den Armlehnen fest. Der Einstich war schon sehr unangenehm und jetzt fing es auch an zu brennen, doch Juliane gab keinen Laut von sich, so viel Genugtuung wollte sie der Zahnärztin nicht geben.

Nach einer gefühlten Ewigkeit würde die Nadel entfernt, doch es wurde direkt noch zwei weitere Male zugestochen.

Als die Spritze endlich aus ihrem Mund genommen wurde, schloss sie diesen und war erleichtert, dass sie jetzt eine kurze Pause haben würde, bis die Betäubung wirken würde.

“Na, na, na. Den Mund wieder aufmachen.”, befahl die Zahnärztin als sie das bemerkte und hatte auch schon den Bohrer in der Hand.

“Aber… die Betäubung.”, stammelte Juliane perplex.

“Ach am Anfang dürfte es doch noch gar nicht weg tun, und dann wird die Betäubung auch schon einsetzen. Mund auf!”

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Sigma Vor 2 Jahre  
Bernd Vor 2 Jahre  
Norman Vor 2 Jahre 1