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Aufrufe: 1124 Created: 2021.10.24 Updated: 2021.10.24

Der Zwangszahnarzttermin

Der Termin Teil 1

Am nächsten Morgen zeigte ein Blick auf ihr Handy, dass sie eine E-Mail von ihrem Chef erhalten hatte. Mit einem Seufzer öffnete sie diese. Ihr leicht cholerischer Vorgesetzter ließ sie wissen, dass sie sich um Arzttermine doch bitte außerhalb der Arbeitszeit bemühen sollte. Und wenn dies schon nicht möglich sei, dann wäre eine rechtzeitige Mitteilung doch das Mindeste.

"Außerhalb der Arbeitszeit? Wann soll das denn sein? Um Mitternacht?", schnaubte Juliane.

Sie antwortete in einem möglichst versöhnlichem Tonfall und hoffte nun um so mehr, dass sie den Termin möglichst schnell über die Bühne bringen konnte.

Um 8:20 Uhr fand sie sich in ihrem Auto auf dem Parkplatz des großen Praxisgebäudes wieder.

Wegen des mulmiges Gefühls in ihrer Magengegend hätte sie nichts essen können, doch jetzt knurrte ihr doch der Magen, obwohl sie absolut keinen Appetit hatte.

Aber jetzt war es zu spät, sie würde nichts mehr essen und sich vorher noch die Zähne putzen können.

Sie fuhr mit ihrer Zunge über ihre oberen Schneidezähne und zuckte unwillkürlich zusammen.

In einem panischen Anfall hatte sie gestern Abend die Zahnseide ganz unten aus dem Badezimmerschrank gekramt, musste jedoch nach ein paar Zahnzwischenräumen aufgeben, da es stark angefangen hatte zu bluten und auch ziemlich weh tat.

Über Nacht schien ihr Zahnfleisch dann aber doch etwas angeschwollen zu sein und es war jetzt noch unangenehmer. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass ihr Termin jetzt in fünf Minuten begann, höchste Zeit.

Zu Julianes Überraschung war die Praxis sehr modern und sah auch eher edel aus, aber am Empfang wurde bestätigt, dass kein Versehen vorliegen konnte, denn sie würde freundlich gebeten, noch kurz im Wartezimmer Platz zu nehmen. Auch dieses war sehr modern und hatte sogar ein sehr gepflegtes Aquarium mit schillernden Fischen. Außer ihr saß hier nur ein junger Mann etwa in ihrem Alter.

Wahrscheinlich hätte sie einen der ersten Termine des Tages, denn auch ansonsten schien es sehr ruhig in der Praxis.

Auf dem Glastisch vor ihr lagen die üblichen Magazine und auch die kleinen Heftchen, die über die richtige Zahnpflege aufklären und jedem Wartenden nochmal schön vor Augen hielt, was seit dem letzten Termin nicht geschehen war.

Bevor sie sich diese aber allzu genau ansehen konnte und ihre Nervosität noch weiter steigen könnte, hörte sie schon zügige Schritte in ihre Richtung kommen. Sie schaute hoch und erblickte eine etwa Anfang vierzig Jahre alte Frau in weißem Kittel: „Frau Egger, bitte."

Erst beim Aufstehen bemerkte Juliane ihre leicht zitternden Hände und ihre weichen Knie.

"Hallo, ich bin Doktor Schmidt, wir sind heute in Behandlungsraum 5.", sagte sie bestimmt, während sie den Flur entlang der vielen Türen entlang gingen. Einige davon waren offen und enthielten die typischen Zahnarztstühle in der Mitte des Raumes, jedoch waren sie alle leer.

Viel zu schnell für Julianes Geschmack kam der Raum mit der Nummer 5 in Sicht, in dem sie einen ähnlichen Aufbau erwartete.

An diesem Zahnarztstuhl waren jedoch noch mehrere Monitore angeschlossen und auch die diversen auf dem Tablett aufgereihten Instrumente waren viel zahlreicher als üblich.

"So, normalerweise wird ja erstmal eine Zahnreinigung durchgeführt, bevor der Zahnarzt kommt, aber Sie sind ja zum ersten Mal hier und wie mir ihre Akte verrät, waren Sie ja seit einiger Zeit nicht mehr bei der Vorsorge.

"Ehm, ja.", Juliane war sich nicht sicher, ob sie sich den leicht sarkastischen Unterton nur eingeblidet hatte.

"Dann wollen wir doch Mal beginnen.", sagte sie und deutete ein weiteres Mal auffordernd auf den Stuhl.

Sobald Julianes Rücken den Stuhl berührt hatte, betätigte die Zahnärztin auch schon den Knopf, mit dem der Stuhl nach hinten gekippt wurde und richtete die Lampe auf ihr Gesicht aus.

Bevor sie auf dem rollenden Hocker Platz nahm und sich den Mundschutz aufsetzte, schaute Juliane sich das Gesicht ihrer behandelnden Zahnärztin nochmal genau an.

Es hatte sehr strenge Züge, genau wie ihre Stimme. Die dunkelbraunen Haare waren streng zurückgebunden und ihre Augen wirkten Recht kalt.

War Juliane anfangs doch froh gewesen eine Frau und keinen Mann zu haben, in der Annahme, dass eine Frau sicherlich weniger grob und vorsichtig sein würde, war sie sich bei dieser Frau nicht so sicher.

Das grelle Licht blendete sie ein wenig, dennoch konnte sie den Monitor, der jetzt in ihr Blickfeld geschoben wurde, gut einsehen.

"Hier können sie genau beobachten, wie ihre Zähne aussehen. Der Monitor ist mit einer kleinen Kamera verbunden, die sich an meinem Handspiegel befindet.

Jetzt den Mund schön weit aufmachen, damit wir sehen, was sich in den 11 Jahren alles getan hat."