Die Geschichte der Sarah Gonfler

Kapitel 7

Nathalie war keineswegs aufgeregt, als sie zur Baronin gerufen wurde. Mit großer Genugtuung hatte sie den Rauswurf Elenas verfolgt, die kurz nach ihrem Versuch, Gilbert sein therapeutisches Klistier zu verabreichen, aus dem Dienst entlassen wurde. Grund dafür war, dass Gilbert - entgegen der Annahme der Baronin, er würde nun wieder der folgsame Sohn sein, den sie sich wünschte - bald wieder in seine alten Muster verfiel und die Mutter mit seiner Aufmüpfigkeit wieder bis zur Weißglut trieb. Nathalie hingegen war sich sicher, dass sie Gilbert schon richtig anzupacken wüsste, nicht zuletzt weil sie bereits schon das eine oder andere Mal seine Blicke auf sich gespürt hatte. Ja, er fand sie attraktiv, das wusste sie und würde sie die Gelegenheit bekommen, Gilbert zu klistieren, würde sie diese Chance nutzen, um ihn gehörig zu becircen.

„Nathalie, ich habe dich rufen lassen, um mit dir über Gilbert zu sprechen!“. Die Baronin sprach wie immer von oben herab, konnte jedoch ihre Gereiztheit ob des schlechten Benehmens ihres Sohnes nicht gänzlich ver­bergen.

„Wie du weißt, ist Gilberts Verhalten aufs Neue unerträglich geworden. Elena hat mit ihrem verpfuschten Klistier nur alles schlimmer gemacht!“.

„Das tut mir wirklich sehr leid, Madame Lavé!“ entgegnete Nathalie mit unschuldig geneigtem Blick. „Wenn ich Euch helfen kann, möchte ich dies gerne tun. Ich denke, Gilbert konnte mit Elena als Frau vielleicht nicht besonders viel anfangen. Möglicherweise weiß ich besser, wie man den entsprechenden Druck in ihrem Sohn aufbaut, damit er wieder zu Respekt und Demut gegenüber seinen Eltern und Mitmenschen findet!“

Die Baronin war von der Rede ihrer Zofe überrascht. Ihr war bislang noch nicht aufgefallen, dass sie sich so gewählt auszudrücken vermochte. Sie gewann den Eindruck, dass sich Nathalie sehr sicher sei, setzte aber dennoch eine misstrauische Miene auf. „Soso, du denkst also, du könntest Gilbert wieder zur Vernunft bringen? Wieso solltest du mehr Erfolg haben als Elena?“.

Nathalie blinzelte die Baronin kurz an. „Bitte verzeiht, Baronin, aber Gilbert und ich... wir verstehen uns schon eine geraume Zeit sehr gut.“ Sie blickte in gespielter Verlegenheit scheu zu Boden.

Mme Lavé konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und sprach: „Das höre ich gerne. Es könnte bei der Therapie hilfreich sein, wenn ihr beide eine... gemeinsame persönliche Ebene miteinander habt.“

„Ja, Madame. Ich denke dasselbe!“

„Nun gut, dann möchte ich, dass du Gilbert baldmöglichst ein Klistier verabreichst! Zeige ihm, dass er sich wieder um Anstand bemühen muss!“. Die Hoffnung in den Worten der Baronin war unüberhörbar.

Nathalie konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Wie es die Baronin wünscht, ich werde Euch nicht enttäuschen! Übermorgen in den Abendstunden werde ich Gilbert aufsuchen, Madame. Es ist mein freier Abend und ich freue mich sehr über euren Auftrag!“.

„Dann geh'! Solltest du Erfolg haben, bin ich geneigt über eine Beförderung für dich nachzudenken!“

Nathalie machte einen Knicks und verließ federnden Schrittes die Gemächer der Baronin.

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Severin79 Vor 4 Jahre  
Spüler Vor 4 Jahre