5 members like this


Aufrufe: 2030 Created: 2019.12.15 Updated: 2019.12.15

Behandlung mit Leidenschaft

Kontrolle & Diagnose

„Es dauert noch einen Moment, Dr. Timm ist noch in einer Behandlung.“ wurde ich ins Wartezimmer geschickt, ich atmete auf, wenigstens mein Zahnarzt war der alte geblieben. Im Wartezimmer war ich allein, aber es war auch schon früher Abend, so dass ich vermutlich die letzte Patientin des Tages war.

Nach einer Weile rief mich eine junge Helferin auf und begleitete mich in den Behandlungsraum 2, auch hier hatte sich einiges verändert, ein hellblauer Stuhl stand in der Mitte des großen Raumes, ansonsten war nahezu alles weiß, die Wände, die Schränke, der Fußboden, nur der blaue Stuhl und die silbernen Instrumente auf dem Tablett hoben sich ab.

Jana, so stand es auf ihrem Schildchen, band mir ein Tuch vor die Brust „Der Doktor ist sofort für Sie da!“ und verließ den Raum. Ich schaute mich um, es war direkt grell in diesem Raum und beängstigend steril, es roch nach Desinfektionsmittel, ich zupfte nervös an meinem Rock herum.

Ich hörte Schritte, die Tür öffnete sich und ein junger und hübscher Mann in weiß betrat den Raum: “Guten Tag, wir kennen uns glaube ich noch nicht, oder? Timm ist mein Name.“ Mein Magen drehte sich mir um, ich bekam fürchterliche Angst. „Was kann ich denn für Sie tun?“ Ich konnte kaum sprechen vor Angst und stotterte etwas von Kontrolltermin…

Hinter mir hörte ich wie der Arzt in meiner Akte blätterte „Ihr letzte Termin ist ja schon fast ein Jahr her, das wird aber auch Zeit. Dann schauen wir doch gleich mal!“, ich hörte wie er sich Handschuhe anzog, Jana tat dasselbe und der Stuhl wurde langsam herunter gefahren.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals, als neben mir ein paar wunderschöne Augen über einem Mundschutz auftauchten Er rollte auf seinem Hocker an meine Seite und richtete die Lampe aus. Sogleich griff er nach Spiegel und Sonde: „Bitte den Mund ganz weit öffnen!“ Seine Stimme klang streng, aber dennoch schön, ich öffnete den Mund. Ich spürte seine behandschuhte Hand an meiner Wange, er überstreckte meinen Kopf mit seinen Händen. Ich schmeckte das Metall der Instrumente und spürte, wie Dr. Timm langsam die obere Zahnreihe entlang fuhr. Dabei diktierte er Jana meinen Zahnstatus. „Da hat mein Vater aber schon einige Vorarbeit geleistet“, oben hatte ich zwei Amalgamfüllungen und eine Keramiküberkronung. Der Arzt kratze an der einen Füllung „…1.5 und 1.6 mit Füllungen, 1.8 fehlt…2.6 überkront, 2.8 fehlt…Ich befürchte die Amalgamfüllungen müssen demnächst mal ersetzt werden.“ Er entfernte die Instrumente aus meinem Mund „ansonsten schaut es oben soweit ganz gut aus auf den ersten Blick“. Ich wurde ein Stückchen herauf gefahren „Bitte den Mund wieder öffnen!“, er half etwas mit seinen Fingern nach und richtete die Lampe erneut aus. Wieder spürte ich, wie die Sonde die Zahnreihe entlangfuhr. Er diktierte der Helferin: „3.6 hat eine Füllung“, er kratze daran herum und zog weiter, dort blieb er wieder mit der Sonde hängen „3.7 ist okklusal-palatinal kariös.“ Er kratze weiter daran herum und es tat weh, ich zuckte zusammen. „Okay, die Karies ist schon etwas weiter fortgeschritten, die sollten wir gleich behandeln! Aber erstmal schauen wir uns noch die andere Seite an.“ Ich rutschte unruhig auf dem Stuhl herum, bekam es mit der Angst, vor dem was da gleich folgen sollte. Dr. Timm bemerkte dies und streichelte mir beruhigend über die Wange, dann fuhr er fort. „Etwas Zahnstein müssen wir beizeiten auch mal entfernen.“ Er wanderte zur linken Seite, blieb direkt über dem Zahnfleisch wieder mit der Sonde hängen…“Hmm, 4.5 ist zervikal kariös, ist zwar noch nicht weit fortgeschritten, da sollten wir aber auch bald ran… 4.8 im Durchbruch“.

Weitere Beanstandungen gab es nicht, aber mir reichte das auch. Ich würde am liebsten flüchten. Dr. Timm legte die Instrumente weg und fuhr den Stuhl in eine aufrechte Position. „Ich würde den einen Zahn gern sofort versorgen und Ihnen dann für den zweiten einen neuen Termin in den nächsten Tagen geben. Der Austausch der Amalgamfüllungen ist noch nicht so dringend. Was meinen Sie?“ Ich zitterte, bekam kaum ein Wort heraus. „Sie müssen keine Angst haben, ich werde Sie ganz vorsichtig behandeln.“ Wie in Trance bemerkte ich mein Nicken und erschrak mich über mich selbst. Der Zahnarzt rollte zu seinem Tisch und machte sich einige Notizen. Jana verließ den Raum, ich hörte wie sie im Nebenraum einige Instrumente sortierte.

„Für die Versorgung des Zahnes müssen wir leider in den Behandlungsraum nebenan wechseln, kommen Sie bitte mit?“

Comments

AT66 Vor 1 Jahr