Anoymous


Aufrufe: 871 Created: 2007.07.07 Updated: 2007.07.07

Ein folgenschwerer Job

Kapitel - Das Geständnis anderen Leuten gegenüber

Bis zu einem Jahr schlief sie im Wohnzimmer auf dem Sofa, ließ die Gestaltung des Schlafzimmers vorerst aus, weil sie sich überlegte, wie sie es gestalten und ob sie sich zusätzlich Kinderspielzeug leisten soll, nämlich das, wonach sie sich sehnte und es nie bekam. Sie lebte nun alleine, eigentlich stand der “Befriedigung von Nachholbedarf“ nichts mehr im Weg.

Doch für sie gehörte viel mehr dazu als nur Spielzeug. ,,Zu einem ''2. Ich“ gehört ein richtiges Kinderzimmer, Kinder-Toilettensitz, Kinder-Geschirr, Nuckelflasche, Schnabeltasse und der Besitz von Pflegeutensilien,“ ging ihr durch den Kopf, doch auch die Angst, dass jemand Außenstehendes ihr durch die Arbeitsstelle erworbenes Geheimnis entdeckt und es sich dann rumspricht. Jette riskierte es, indem sie ihr Schlafzimmer kindlich gestaltete, da der Drang nach Klein-Mädchen-Sachen nicht aufzuhalten war.

Sie gestaltete an den Wochenenden Schritt für Schritt die Wände in rosa mit einer Clown-Borte, den Laminatboden mit einem Schaumstoffpuzzel, die Fenster mit roten Schals und brachte eine Disney-Lampe an die Decke. Die Zimmereinrichtung kam zu letzt. Da sie in einem Fetisch-Shop arbeitete, war es für sie kein Problem, an alles, was mit Ageplay zu tun hat zu kommen. Sie gab eines Tages ihrem Chef Preis, dass sie bei ihren Eltern auf Grund von Zank und Streit auszog und fragte ihn, ob sie sich mit AB/AC-Möbeln, Adult Baby-Windeln und Klamotten von ihrer Arbeitsstelle decken durfte. Eigentlich tat sie es ungern, da sie anfangs nicht wollte, dass Betty vom „Infizieren dieser Neigung“ wusste und der Meinung war, dass einem Arbeitgeber die Privatsphäre nichts angeht. Sie dachte lange über die waghalsige Angelegenheit nach, aber was sollte groß passieren? Hänseln und ausgrenzen würde sie niemand, denn dort waren alle unter ihres Gleichen. Also traute sie sich zum Jahresende 2008 hin. ,,Aaaaaach soooo….., da hat sich also jemand mit dem Fetisch infiziert, ja?“ forschte der Chef nach und grinste seine Angestellte an. Jette wurde so rot, dass jede Tomate vor Neid erblassen würde und stammelte zusammen:,,Äääähm ja, sorry, ich wusste als Neuling noch nicht, was eines Tages aus mir wurde. ,,Das muss dir aber nicht peinlich sein. Für solche Themen bin ich ja da,“ redete Betty ihr ins Gewissen. ,,Ich dachte zuerst, dass es mich für immer anwidert und bewarb mich hier als erfolgsgieriger Otto-Normal-Bürger.

Erst paar Monate später genoss ich das außergewöhnliche, kindliche Klima in vollen Zügen und merkte nach Feierabend, dass mir die Unversehrtheit fehlte, insbesondere zu Hause. Jeden Abend auf dem Rückweg wurde mir Angst und Bange vor Zank und Streit mit meinen Eltern, da sie offensichtlich rausbekamen, was das für eine Arbeitsstelle ist. Sie haben eine Abneigung gegenüber Randgruppen,“ setzte Jette fort. ,,Achso und jetzt suchst du also Möbel, Adult Baby-Windeln und Klamotten. Bist du dir denn zu 100% sicher, die Neigung erworben zu haben?“ hakte der Chef nach. ,,Ja, ich bin mir sicher und habe mich nur nicht anvertraut. Ich quäle mich schon über ein Jahr herum, es geheim zu halten, aus Angst vor Hänselleien und Existenzverlust,“ gestand die Angestellte. ,,Verlustängste brauch hier keiner haben. Mit mir könnt ihr über alles reden und wenn ich eine Abneigung gegenüber Randgruppen hätte, wäre ich in der Fetisch-Branche fehl am Platz,“ erklärte Betty.

Jette wurde etwas lockerer und fragte wegen dem Eindecken von Ageplay-Zubehör für zu Hause nochmal nach, was daraus werden sollte. Der Chef erlaubte es ihr, sogar mit Angestellten-Rabatt, also einem Preis, der für Kunden undenkbar war. Der Betrieb sollte ja schließlich am Leben bleiben. ,,Ich bräuchte ein komplettes Zimmer, würde es gerne mit Pflege-Utensilien und AB/AC-Klamotten ausstatten. Alles andere wie zB. Spielzeug, Schnuller, Kindergeschirr bekommt man ja im üblichem Einzelhandel,“ betonte Jette einsichtig, es nicht übertreiben zu wollen. ,,Da du ja hier arbeitest, bekommst du alles zusammen für 1000 Euro, während Kunden alles extra bezahlen müssen. Die ersten Windeln und Vorlagen gebe ich dir gratis zum Probieren, jeweils 3 Stück von jeder Sorte,“ handelte Betty mit ihrer Angestellten aus. Sie bedankte sich ausführlich und nahm sich vor, mit einer Ageplay-Ausstattung ins Jahr 2009 zu starten. Jette setzte alles daran, dass ihr Vorsatz aufging, indem sie von ihrem Sparkonto genug Geld abhob, um die Ausstattung zu bezahlen, ließ es sich von einer Firma nach Hause liefern, zusammenbauen. Da sie mittlerweile über ca. 40.000 Kröten verfügte, geriet sie nicht in finanzielle Schwierigkeiten, die Gegenstände an sich und die Lieferanten zu bezahlen, hatte sogar ihr vollständiges Zimmer als Nikolausgeschenk und brauchte nur noch auf den letzten Feinschliff zu achten. Sie befreite die Möbel gründlich von Staub, stattete sie mit den Probewindeln, Klamotten von ihrer Arbeitsstelle aus und anderen Pflegeutensilien, Spielzeug, Schnuller aus dem normalen Einzelhandel. Das darauffolgende Jahr konnte also kommen, doch es fehlten Gleichgesinnte für die Freizeit. Momentan ahnte Jette noch nichts von dem, was später kommen wird. Da Jette auf ihre Eltern verzichtete, überlegte sie, mit wem sie die letzten Feiertage im alten Jahr verbringen sollte. Die Festtage alleine zu sein fand sie langweilig, also fragte sie zuerst an ihrer Arbeitsstelle herum. 2 Kollegen haben mit ihrem häuslichem Umfeld dasselbe Problem mit der Intoleranz, also taten sie sich mit ihr zusammen, obwohl Weihnachten ein reines Familienfest ist. Sie bedankte sich bei denen und hatte die Einstellung, lieber mit ''Nicht-Verwandten“ die Feiertage als mit Zank und Streit-Verursachern oder allein zu verbringen, das Gleiche galt auch für Silvester. Das erste Mal die Feiertage in einem eigenem Umfeld zu verbringen, war für Jette was Besonderes und erleichternd. Sie genoss ihre unbegrenzte Freiheit mit ihrem Arbeitsumfeld bei sich zu Hause, ließ sich reich beschenken, gab natürlich etwas zurück, machte sich schick, zu den Anlässen passende Musik, Essen, Getränke fertig, stellte Geschirr und Besteck bereit. Auf die Ernährung hin folgten, nach der Musik tanzen, Feuerwerk auspacken, die letzten Sekunden von altem Jahr herunterzählen, Korken knallen und Feuerwerk steigen lassen sowie bei anderen Bewohnern zuschauen, wie sie herumknallen. Jette sah ganz gerne Feuerwerk und wollte auf keinen Fall etwas verpassen, sondern sich dessen bewusst sein, dass ein neues Jahr anbrach. Allerdings war es nicht immer so, da sie in der Vergangenheit schon mal sehr verängstigt und schreckhaft war.

Aber nun zurück zur Stelle, an der ich stehen blieb: Das Jahr 2009 war angebrochen und Jette so überglücklich darüber, dass ihr Vorsatz aufging, mit einem Adult-Babyzimmer, Pflegeutensilien, Spielzeug, Babygeschirr, Schnuller usw. reinzurutschen. ,,Wenn ich mich mit dem angebrochenem Jahrgang nicht idendifizieren kann, weiß ich auch nicht mehr weiter,“ schoss durch ihre Gedanken, als wäre es ihr eigener, da weile war eine Kluft zwischen ihrem biologischem und dem fremden Jahrgang, denn sonst hätte sie nicht machen können, was sie wollte. Aber sie überlegte sich einen Tag für ihr 2. Ich. Ihr richtiger Geburtstag erinnerte sie zu sehr an ''Erwachsen sein“, also fiel er schon mal weg. Sie musste sich was anderes einfallen lassen, etwas, was sie nicht an ihrem ungeliebten „Dasein“ erinnert. Das Schlupfloch von Desinteresse an der Kirche in ihrer Familie fiel ihr ein. Sie erinnerte sich an die Frage nach ihrer Konfession in der Schule, wusste nicht was sie antworten soll, fragte ihre Eltern danach und bekam mit 13 erst von denen zu hören:,,Nein, sowas gibt es bei uns nicht.“ ,,Soll das jetzt heißen, dass ich ein Heiden-Kind bin?“, hakte sie nach. ,,Ja, weil wir dir Mitspracherecht einräumen wollten und außerdem hat eine Glaubensrichtung nichts mit Baby sein zu tun. Wenn man selber entscheidet, aus der Kirche auszutreten, kann man heutzutage auch sein Kind selbst entscheiden lassen, ob es eintritt. Zumindest sehen wir das so. Was andere Eltern machen, interessiert uns nicht, da wir eine eigene Meinung vertreten“ erklärten sie ihr.

Also überlegte sie vielleicht, sich taufen zu lassen und den jeweiligen Tag dann für ihr 2. Ich zu nehmen, denn ihre Eltern hatte sie sowieso nicht mehr um sich. Ihre Konfession würde sozusagen die Rolle des 2009 geborenen Ich's symbolisieren, auch wenn Glaube nichts mit “Klein sein“ zu tun hat. Doch erst wollte sie Paten, da sie anfing, Kinder als Konkurrenz zu sehen, weil ein Baby oder Kleinkind auch welche hat, kannte aber leider keinen außerhalb der Arbeit, bis sie eines Tages gezwungen war, jemandem in der Nachbarschaft die Marotten preis zu geben. Es ging um eine neugierige Großfamilie, die sich für Jette interessierte und sie näher kennenlernen wollte, weil sie wohlhabender war als die Interessierten.

Das erkannte man daran, dass sie in der Öffentlichkeit Markenklamotten trug. Erst blieb es bei Treffen außerhalb und Komplimenten, wie schick sie sich machen würde aber nach einigen Monaten ging es um die Wurst. Die fünfköpfige Wohnpartei klingelte an einem Apriltag einfach so bei der wohlhabenden Fetischistin an, um sie näher kennen zu lernen. Das Mädchen war natürlich nicht vorbereitet und bekam einen Schreck, weil es dachte, dass es Besuch vom Arbeitsumfeld bekommt. Jette empfing die Familie zwar höflich, bat Getränke und Snacks an wusste allerdings nicht, was die Leute von ihr wollten und überlegte, was sie mit ihnen anfangen sollte. Sie fragte rum und bekam zur Antwort, dass man sich für ihr Wohlbefinden interessierte, doch bei einem Toilettengang hörte sie verdächtige Schritte ihrer spontanen Gäste in ihr Schlafgemach, das Öffnen der Schlafzimmertür, anschließend nicht zu überhörendes Gelächter. ,,Ach du meine Fre**e, die spionieren doch nicht etwa,“ ging ihr durch den Kopf und versetzte sie in Eile, sich wieder anzuziehen, die Hände zu waschen und das Bad zu verlassen.

Als sie sich wieder zurück ins Wohnzimmer setzte, war keiner mehr, also ging sie davon aus, dass sie vielleicht geschockt waren, doch sie täuschte sich. Die Wohnpartei verschanzte sich vor Neugier auf den Inhalt der AB/AC-Möbel nebenan, kam 5 Min. später auf den Protagonisten zu, gröhlte:,,Hallo, wie geht es denn unserem kleinen Hosenscheißer?“ und setzte sich zu ihrem Gegenüber. Der Mann aus der Familie nahm die wohlhabende Nachbarin zu sich auf den Schoß und schekerte mit ihr herum, das älteste Kind steckte ihr einen Schnuller in den Mund und spottete:,,Hurra, wir bekommen noch ein Schwesterlein,“ während sich die Jüngeren im Hintergrund krümmten vor Lachen, ihr c.a bis zu 10x ,,Baby“ hinterher gröhlten und auf sie zeigten. Die Frau mischte sich ein, dass es hier nicht so laut sein sollte und besprach mit ihrer Familie, was auf Jette als nächstes zukommen sollte. Sie entschied über das Mädchen, dass es von denen gefüttert, gepflegt und gleich im Anschluss ins Gitterbett geschickt werden sollte.

,,Ist die kleine Jette überhaupt schon getauft, oder müssen wir das noch entscheiden,“ spottete der Nesthocker von drei Geschwistern und sah bei der Frage die Eltern kichernd an. Die ''Regressions-Fetischistin“ antwortete:,,Ein Glaube hat nichts mit ''Klein sein“ zu tun. Durch die Meinung meiner Eltern bin ich Heiden-Kind!“ ,,Ojee, dann wird es aber Zeit, dass wir uns mit einem Pastor absprechen und du kleines Biest genau wie wir alle, Christ wirst,“ antwortete der Mann. ,,Ich habe noch keinen Paten,“ gab Jette zu. ,,Patenschaft übernehmen wir für dich, also sind Anreden wie Herr/Frau und Sie zukünftig tabu. Du hast uns ab jetzt Tante Pamela, Onkel Finn zu nennen und zu duzen, da wir uns als Paten für deine Taufe einsetzen,“ bestimmten die mehrfachen Eltern. Jette schaute die Leute baff an und widersprach, dass sie nicht so schnell mit Leuten rechnete, die sich für eine Patenschaft bereit erklären. ,,Tja, so schnell kann's gehen,“ fixierten sie sich auf die Entscheidung. ,,Naja 2009 soll sowieso mir gehören, nur der Tag für mein 2. Ich steht noch nicht fest,“ gestand die sowieso schon ertappte Person ihrem neuem Umfeld. ,,Ach je, da ist die kleine Maus wohl noch im Mutterleib? Dann muss ein Pastor eben deiner Konfession zur Geburt verhelfen,“ machte man sich über „Heiden-Kind“ Jette lustig. Anschließend wurde die Babybehandlung nach hinten verschoben, bis für die wohlhabende Fetischistin ein Tauf-Tag feststand, sich vorerst immer wieder neu verabredet und verabschiedet.